Der Umgang mit Risiken in der internationalen Beschaffung – procure.ch

Der Umgang mit Risiken in der internationalen Beschaffung

Publiziert am Autoren: Ralph Lehmann, Paul Ammann, Christoph Wilhelm

Wechselkursschwankungen, Zolltariferhöhungen, Streiks und Know-how-Verluste drohen die Vorteile der internationalen Beschaff ung zunichtezumachen. Im Rahmen eines Innosuisse-Projekts in Zusammenarbeit mit procure.ch wird untersucht, wie Schweizer Unternehmen solche Risiken erkennen, beurteilen und kontrollieren.


Einladung zur Teilnahme an der Umfrage

Alle Firmenmitglieder von procure.ch sind eingeladen, an der Umfrage «Umgang mit internationalen Beschaff ungsrisiken» teilzunehmen. Klicken Sie auf den unten stehenden Link, und Sie werden durch die Befragung geführt, die etwa 15 Minuten Zeit beansprucht.

Zur Umfrage


Das World Economic Forum (WEF) fasst die aktuellsten Ergebnisse seines «Global Risk Reports» für 2019 folgendermassen zusammen: «Global risks are intensifying, but the collective will to tackle them appears to be lacking.»

Die vom WEF befragten Experten zeichnen ein düsteres Bild für das aktuelle Jahr. Sie befürchten Handels- und Wirtschaftskriege zwischen den Nationen, Cyberattacken und einen zunehmenden Verlust von Daten. Die jährliche Befragung des WEF zeigt zudem, dass die Volatilität der Finanzmärkte zunimmt, das wirtschaftliche Wachstum abflaut und der weltweite Schuldenberg wächst. Der Klimawandel ruft extreme Wetterlagen hervor. Die Biodiversität ist gefährdet, das Wasser wird knapp.

Die Menschen fühlen sich angesichts der zunehmenden Unsicherheit und des Kontrollverlustes orientierungslos und verloren. Viele dieser globalen Risiken lassen sich nur durch internationale Kooperation lösen. Der politische Fokus richtet sich aber zunehmend auf die nationalen Interessen.

Schweizer Unternehmen beschaffen international
In diesem von zunehmender Unsicherheit charakterisierten Umfeld bewegen sich international tätige Schweizer Unternehmen. Eine Befragung, die procure.ch in Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur und der Berner Fachhochschule im Jahr 2017 durchgeführt hat, zeigte auf, dass über die Hälfte der befragten Firmen mehr als 40 Prozent der Beschaffungen im Ausland tätigt. Bei den Herkunftsländern wurde Deutschland am häufigsten genannt. Auf den nächsten Plätzen folgten China und Italien.

Als wichtigster Grund für die internationale Beschaffung wurden die damit erzielten Kosteneinsparungen aufgeführt. Danach folgten Motive wie die Konzentration auf Kernkompetenzen, die fehlende Verfügbarkeit von Materialien in der Schweiz, der Zugriff auf neue Technologien, die Lokalisierung der Produkte, Produktivitätsverbesserungen und die Flexibilisierung des Kerngeschäftes. Das internationale Sourcing bietet Chancen. Es lässt aber auch genau solche Risiken entstehen, wie sie die Global Risk Studie des WEF erwarten lässt.

Unternehmen leiden unter schwankenden Wechselkursen (51,3%) und einer erhöhten Komplexität der Wertschöpfungskette (43,7%). Kurzfristige Preisänderungen von ausländischen Lieferanten stellen ein weiteres Risiko dar (42,5%). Das gilt auch für Zollerhöhungen (33,3%). Streiks und Unruhen (25,5%) erschweren die Beschaffung aus dem Ausland. Lieferantenbeziehungen gehen durch Übernahmen verloren (21,7%), und eigenes Know-how wird kopiert (18,5%).

Der Umgang mit Risiken im internationalen Sourcing
Es ergibt sich daraus nun weiterer Erkenntnisbedarf. Wir wollen herausfinden, wie Schweizer Unternehmen mit solchen Risiken umgehen, wie sie die relevanten Risiken erkennen, wie sie die Bedeutung von internationalen Beschaffungsrisiken einschätzen und wie sie diese kontrollieren, damit keine Bedrohung für das Unternehmen daraus resultiert. Das geschieht im Rahmen des Innosuisse-Projekts «Umgang mit internationalen Beschaffungsrisiken», an dem sich procure.ch als Wirtschaftspartner beteiligt. Weitere Kooperationspartner sind zwei auf die internationale Beschaffung spezialisierte Beratungsunternehmen, die Fachhochschulen Chur und Bern und sechs international tätige Industrieunternehmen.

Das Ziel des Projektes ist es, ein Instrument zum Management von internationalen Beschaffungsrisiken zu entwickeln, mit dem Schweizer Unternehmen ihre Risikoexposition im International Sourcing kontrollieren können. Die Grundlage zur Entwicklung dieses Instruments ist eine Befragung aller Firmenmitglieder von procure.ch zum Umgang mit internationalen Beschaffungsrisiken. Allen an der Befragung teilnehmenden Unternehmen werden die Umfrageergebnisse in Form eines Webinars zur Verfügung gestellt. Den Link zur Befragung finden Sie am Ende des Artikels. Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele procure.ch-Mitglieder sich beteiligen würden und stehen gerne für Fragen zur Verfügung.

Ralph Lehmann

Ralph Lehmann

Ralph Lehmann ist Professor für International Business an der Fachhochschule Graubünden und Hochschulpartner im Innosuisse-Projekt iBERIMA.

Paul Amman

Paul Ammann leitet den Forschungsbereich International Management der Berner Fachhochschule.

Christoph Wilhelm

Christoph Wilhelm

Christoph Wilhelm leitet die GSS AG, einen Produktionsdienstleister mit eigenen Produktionsstandorten in China und der Schweiz.

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