Mehr als nur ein Label: nachhaltige Geschäftsmodelle – procure.ch

Mehr als nur ein Label: nachhaltige Geschäftsmodelle

Publiziert am Autorin: Dorothee Brumann

Solarzellen ermöglichen nachhaltige Energieerzeugung und spielen eine zentrale Rolle in der Schaffung neuer, nachhaltiger Wertschöpfungsketten.

Die Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfordern, dass Unternehmen Wertschöpfungsketten transformieren, um sich zu stärken und nicht innerlich auszuhöhlen. Dafür sind neue Werte und ein kreislauforientiertes Denken unumgänglich. In dieser Ära der Veränderung müssen Unternehmen proaktiv und innovativ agieren, um zukunftsfähig zu bleiben und nachhaltigen Erfolg zu sichern.

In der bisherigen Betrachtung lag der Fokus in Wertschöpfungsketten vornehmlich auf der Optimierung von Produktions- und Logistikprozessen. Die Beschaffung von Primärrohstoffen für die Produktion und die nachfolgende Entsorgung am Ende des Lebenszyklus galten als gängige Praxis. 

Doch heute erleben wir eine faszinierende Verschiebung hin zu einer innovativen Denkweise: weg von der linearen Wertschöpfungskette hin zu einem dynamischen und kreislauforientierten Ansatz. 

Diese Transformation ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern auch ein deutlicher Wettbewerbsvorteil. Unternehmen sehen sich jedoch mit einer herausfordernden Aufgabe konfrontiert – der radikalen Neugestaltung ihrer traditionellen Geschäftsmodelle. Wie können Unternehmen die Chance ergreifen und die Herausforderungen bewältigen?

Potenziale heben

Eine offene und innovative Unternehmenskultur bietet zahlreiche Chancen für die Transformation der Wertschöpfungskette. Sie ermöglicht eine höhere Anpassungsfähigkeit an Veränderungen, fördert die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen und schafft eine starke Kundenorientierung.

Unternehmen können damit agiler auf Veränderungen reagieren und innovative Produkte oder Dienstleistungen in Nischenmärkten entwickeln, um sich von grösseren Wettbewerbern abzuheben. Eine weitere grosse Chance liegt in Partnerschaften, um vorhandene Ressourcen effizienter zu nutzen oder auch die Lieferketten zu stabilisieren. Vor allem wenn es sich um regionale, nationale oder innereuropäische Partnerschaften handelt.

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben einen besonderen Vorteil, weil sie leichter eine authentische Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln können, die das Vertrauen der Kunden stärkt und eine loyale Kundschaft anzieht.

Investitionen tätigen

Dem gegenüber stehen auch einige Herausforderungen, so benötigt die Umstellung auf eine zirkuläre Wertschöpfung finanzielle Investitionen und die Auseinandersetzung mit rechtlichen Grundlagen und Vorschriften. Es bedarf Fachwissen und Schulungen in Bezug auf digitale Technologien und neue Praktiken im Unternehmen. Dies kann eine Hürde darstellen und benötigt ausreichend Zeit, um innerhalb des Unternehmens die Kultur entsprechend zu etablieren.

Ausserdem müssen sich vor allem kleine und mittlere Unternehmen gegenüber grösseren Wettbewerbern behaupten. Es gilt sicherzustellen, dass sie Zugang zu den richtigen Märkten und Kunden haben, um von ihren neuen Ansätzen profitieren zu können. Die Anpassung benötigt somit Zeit und strategisches Vorgehen, damit die Chancen langfristig genutzt werden können.

Umsetzung beginnen

Die Transformation kann begonnen werden, indem Innovationen im Unternehmen gefördert werden. Dafür benötigen Mitarbeitende Raum, um auf Probleme und innovative Ansätze kompetent eingehen zu können. 

Hierfür ist eine transparente und authentische Kommunikation wichtig, welche die Unternehmenskultur in eine neue Richtung fördert. Die Haltung der Führung spielt dabei immer eine entscheidende Rolle, genauso wie die vorhandenen Strukturen.

Es empfiehlt sich, eine umfangreiche und sorgfältige Analyse zu den eigenen Unternehmenswerten und -praktiken durchzuführen. Hierbei kann das Einbeziehen von externen Partnern sinnvoll sein, um eine neutrale Aussensicht und unterstützendes Führungscoaching einzubringen. 

Begleitet von einer transparenten und regelmässigen Kommunikation können damit wichtige Schritte zur Veränderung im Unternehmen angegangen werden. Dadurch wird verständlich, welche Werte und Normen bereits vorhanden sind und wie diese zum Ziel beitragen, die Wertschöpfungskette zu verbessern. So können Strukturen sukzessive angepasst werden, um der Veränderung Rechnung zu tragen.

Es kann aktiv nach Partnerschaftsmöglichkeiten gesucht werden, um die Wertschöpfungskette zu optimieren. Kooperationen mit regionalen und nationalen Partnern, Fachgruppen oder Verbänden können hilfreich sein, um Ressourcen effizient zu nutzen und Lieferketten zu stabilisieren. 

Gemeinsame Initiativen zu Beschaffungsmarktforschungen bei der Suche oder Verarbeitung von Sekundärmaterialien und nachhaltigen Praktiken schaffen Synergien und langfristige Erfolge. Auch die Kommunikation nach aussen der Kundschaft gegenüber soll authentisch sein und das ehrliche Engagement aufzeigen, welches unternommen wird. 

Nachhaltige Zukunft sichern

Die Transformation von linearen zu kreislauforientierten Wertschöpfungsketten mag zwar eine anspruchsvolle Aufgabe sein, doch sie birgt ein enormes Potenzial für Unternehmen, die sich dieser Herausforderung stellen. 

Durch die Förderung einer Innovationskultur, die gezielte Partnersuche und die Entwicklung authentischer Nachhaltigkeitsstrategien können Unternehmen nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt ausüben.

Der Weg zur zirkulären Wertschöpfung erfordert Engagement, Ressourceneinsatz und Zeit, aber er führt zu langfristigem Erfolg und einer nachhaltigen Zukunft. 

Wenn Unternehmen diese Schritte beherzigen und kontinuierlich an ihrer Transformation arbeiten, werden sie nicht nur die Anforderungen der modernen Geschäftswelt erfüllen, sondern auch eine Vorreiterrolle in einer immer stärker nachhaltig ausgerichteten Wirtschaft einnehmen.

Living Transformation Canvas

Das Living Transformation Canvas ist ein Werkzeug oder eine Methode, die in organisatorischem oder geschäftlichem Kontext verwendet wird. Es dient dazu, Transformationen oder Veränderungsprozesse in Unternehmen zu planen, zu visualisieren und zu steuern. 

Dieses Tool bietet einen strukturierten Rahmen, um die 21 Dimensionen der Unternehmensveränderung zu verstehen und da­rin zu navigieren. Es dient als praktisches Werkzeug, um systematisch Transformationsprozesse zu planen, zu steuern und umzusetzen. Dabei unterstützt es Unternehmen dabei, individuelle Handlungsfelder zu identifizieren, Prioritäten zu setzen und konkrete Massnahmen zu entwickeln. 

Die 21 Dimensionen bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich effektiver mit Transformationsfragen auseinanderzusetzen und einen unkomplizierten Einstieg in diese Themen zu finden. 

Obwohl diese Dimensionen miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen, ist es möglich, sie schrittweise in Workshops durch Fragestellungen zu behandeln. Dies erleichtert es den Unternehmen, sich gezielt den relevanten Fragen zu widmen und eigene Lösungsansätze zu entwickeln. 
 

Dorothee Brumann

Dorothee Brumann, Expertin in Supply Chain, Qualitäts- und Projektmanagement, verknüpft erfolgreich Fach- und Technikbereiche, um Prozesswandel zu fördern. Sie ist auch Procurement- System-Spezialistin und hat vielseitige Erfahrung in verschiedenen Branchen.

Themen und Schlagwörter