Nachlese: 14. Bodensee-Forum in Dornbirn – procure.ch

Nachlese: 14. Bodensee-Forum in Dornbirn

Publiziert am Autor: Volkher Lins

«Extreme Zeiten – Rohstoffverknappung, Transformation und unsichere Märkte – wie kann der Einkauf dem begegnen?» Das war eine der zentralen Fragen, die an der 14. Ausgabe des Bodenseeforum diskutiert wurde. Die traditionsreiche Veranstaltung fand schon wieder fast die gleiche Anzahl an Interessenten, wie zu Vor-Corona Zeiten.

Zum 14. Mal luden die BME-Region Bodensee-Oberschwaben, der Schweizerische Fachverband für Einkauf und Supply Management, procure.ch, sowie der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) in Präsenz nach Dornbirn ein und knapp 140 Personen sind der Einladung dann auch gefolgt.

Die Schlüsselrolle des Einkaufs

In der Begrüssung wies Moderator Volkher Lins darauf hin, dass sowohl die immer noch andauernde Pandemie mit im Winter teilweisen Lockdowns in Europa oder derzeit noch in wichtigen Drehscheiben Chinas und zudem der seit Ende Februar andauernde Ukraine Krieg, die Weltordnung und das Selbstverständnis globaler Lieferketten gründlich in Frage gestellt hat. Deswegen müssen sich Einkäuferinnen und Einkäufer heute intensiv mit den Risiken auf den globalen Märkten zur Sicherung der Supply Chains beschäftigen und das bei gleichzeitiger Transformation in ein digitales und nachhaltiges Wirtschaften. Der Einkauf hat hier eine Schlüsselrolle inne, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder an den Herausforderungen zerbricht.

Ganz neue Herausforderungen

BME-Vorstandsvorsitzende Gundula Ullah betonte in ihrem Vorwort zum Bodensee-Forum, dass Einkäufer:Innen derzeit vor noch nie dagewesenen Herausforderungen in volatilsten Märkten stehen und dem Einkauf so als Gatekeeper der externen Wertschöpfung eine extrem wichtige Aufgabe zufällt, denn sie/er muss schnell reaktions- und entscheidungsfähig sein – und das bei sich fast permanent ändernden Prämissen bei gleichzeitiger Sicherstellung der Versorgung unter Beibehaltung der Wettbewerbsfähigkeit.

Risiken managen funktioniert eigentlich nicht

Keynote Speaker Gerhard Hess, Professor an der TH Nürnberg (Georg Simon Ohm), stellte klar, dass es eigentlich keine Möglichkeit gibt Risiken zu managen, denn es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein völlig unerwartetes Ereignis eintritt. Deshalb müsse man unabhängig von bestimmten Risiken die Resilienz des Einkaufs und der Lieferketten stärken, ähnlich einem Fahrradhelm, der immer schützt, unabhängig von Eintrittswahrscheinlichkeit oder Art eines potenziellen Schadenereignisses. Eine solche Stärkung der Resilienz sowie die Vorsehung eines guten Krisenmanagements sind wesentliche Teile einer guten Warengruppenstrategie.

Supply-Chains der Baubranche

Marco Huber inzwischen bei der Häny AG als Head Supply Chain Management, davor bei einem führenden Schweizer Baukonzern, stellte die besonderen Herausforderungen in der Supply Chain der Baubranche vor. Durch ihre langlaufenden Projekte müssen Einkäufer:Innen heute schon über die Existenz der Partner von morgen, Verfügbarkeiten von Materialien in der Zukunft und deren Kosten entscheiden und das meist bei ganz individuellen, projektspezifischen Herausforderungen. Durch Partnermodelle werden nachhaltige und qualitativ gute Lieferantenbeziehungen aufgebaut, denn im Projektgeschäft entsteht ein Grossteil der Kosten nicht im Moment der Vergabe, sondern oft erst im Ablauf des Projekts.

Die Schnittstellenmanager

Hans Boot, von der DurchDenkenVorneConsult schrieb dem Einkauf in diesen, durch Rohstoffknappheit und knappen Kapazitäten geprägten Zeiten, die Rolle des Schnittstellenmanagers zwischen Geschäftsführung, Fachbereichen und externen Geschäftspartnern zu, um Lieferketten abzusichern und Risiken früh zu erkennen und gab einige Tipps zum Umgang mit dieser Situation.

Postpandemische Einkaufsprozesse

Abschliessend betrachtete Stefan Braun, CPO der ÖBB im Dialog mit dem Publikum das veränderte Bild und die neue Bedeutung des Einkaufs in Post-Pandemie- und Krisenzeiten und stellte fest, dass jede und jeder Einzelne im Einkauf in solch extremen Zeiten über sich hinauswachsen und an den Rand der Belastungsgrenzen gehen muss, um den Betrieb seines Unternehmens aufrechtzuerhalten. Und vieles wurde dabei erst durch die beschleunigte Digitalisierung während der Homeofficezeit auch erst ermöglicht.

Fazit

Zum Abschluss des sehr inhaltsreichen Tages zog Moderator Volkher Lins das Fazit, dass wieder ein sehr interessanter Bogen zu einem hochaktuellen Thema gespannt wurde, beginnend bei der Resilienz des Einkaufs und der Lieferketten über Risikomanagement und Transformation bis hin zur nachhaltig gestiegenen Bedeutung des Einkaufs in Krisenzeiten. Er lud dann auch gleich ein zum nächsten Bodenseeforum im kommenden Jahr.

Save the Date

Das 15. Internationale Bodensee-Forum für Einkauf und Materialwirtschaft findet am 25. April 2023 in Dornbirn statt. Die genauen Themen werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Volkher Lins

Vom 14. Internationalen Bodensee-Forum für Einkauf und Materialwirtschaft in Dornbirn berichtete Volkher Lins, Vorsitzender der BME/IHK-Region Bodensee-Oberschwaben.