Wenn die CPO von führenden Unternehmen sich austauschen – procure.ch

Wenn die CPO von führenden Unternehmen sich austauschen

Publiziert am Autoren: David Schertenleib, Andreas Kyburz

BILDUNG & EVENTS

Erfahrungsaustausch von Beschaffungsspezialisten führender Unternehmen: Anlässlich der vierten CPO-Agenda, die jeweils im exklusiven Kreis stattfindet, wurden nebst einem kurzen Rückblick auf die Veranstaltungen im laufenden Jahr die Themenschwerpunkte für das Jahr 2020 festgelegt.

Seit 2016 führen procure.ch und Procurement Partner AG gemeinsam die CPO-Agenda und die Procurement-Experts-Anlässe durch. Diese Veranstaltungen bieten Einkaufsleitenden und Einkaufsfachleuten die ideale Plattform, um sich über aktuelle Themen im Beschaffungsmanagement auszutauschen. Speziell die CPO-Agenda bietet hochkarätigen Beschaffungsverantwortlichen namhafter Unternehmen ein exklusives Format für den geschützten Austausch. Die Teilnehmenden erhalten stimulierende Gedankenanstösse, vorgestellt durch Referate von Persönlichkeiten aus der Wirtschaftsszene. So auch dieses Jahr. 

Zukunftsmanagement und Innovationsfähigkeit

Die Veranstaltung beginnt jeweils mit einem Impulsreferat. Das Impulsreferat von Prof. Dr. Claus W. Gerberich beschäftigte sich mit dem Thema «Zukunftsmanagement». Innovationsfähigkeit ist heute – in Zeiten sich rasant wandelnder Geschäftsmodelle, immer kürzerer Produktlebenszyklen und stets neuer intelligenter Dienstleistungen – einer der zentralen wirtschaftlichen Erfolgsfaktoren. Auf fahrende Züge aufspringen genügt dabei nicht. Es gilt eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Unternehmen, die über ein gezieltes Innovationsmanagement verfügen, wachsen überdurchschnittlich, generieren mehr Umsatz als andere, sind ertragsstärker und haben einen entscheidenden Vorteil beim Kunden. 

Wodurch zeichnen sich Innovatoren aus? Für Claus Gerberich ist das klar. Innovatoren geben sich nicht mit Bewährtem zufrieden, sie prüfen neue Chancen auf die Potenziale, beobachten und achten auf Details. Und sie nehmen Kunden, Lieferanten und andere Unternehmen unter die Lupe, um deren Bedürfnisse und Trends zu erkennen. Innovatoren experimentieren gerne und ständig, wollen Erfahrungen sammeln und die Möglichkeiten ihrer Branche erkennen; sie vernetzen sich mit Menschen und Unternehmen aus anderen Branchen und Fachgebieten.
Zu nennen sind hierbei einige konstitutive Bestandteile des Einkaufs 4.0. Unter anderem vor allem die Kommunikation in Echtzeit, d.h., dass Daten bei der Entstehung übermittelt werden.  Genauso wichtig ist eine mehrstufige Vernetzung, denn die Steuerung sollte anhand durchgängig kompatibler Daten erfolgen. Einen weiteren Grundpfeiler stellen intelligente und lernfähige Systeme dar. Denn vernetzte Systeme steuern sich zunehmend selbst und lernen aus den Anwendungen.

Der digitale Wandel macht Einkäufer zu Koordinatoren autonomer Systeme. Zeitgemäss ausgebildete Einkaufsprofis definieren Rahmenparameter, in denen diese Systeme agieren und reibungslos ablaufen, und sie erkennen Verbesserungspotenzial im Einkaufssystem sowie an den Schnittstellen. 

Beschaffung und Logistik der Insel Gruppe

Christian Offergeld, Bereichsleiter Beschaffung und Logistik der Berner Insel Gruppe, fokussierte in seinem Praxis-Referat auf das hauseigene SCM 4.0. Mit rund 11 000 Mitarbeitenden, 39 Kliniken und rund 1700 Betten ist sie schweizweit eines der führenden Versorgungssysteme. Die Gruppe hat ein Einkaufsvolumen von 450 Millionen Schweizer Franken, verteilt auf rund 6000 Lieferanten.
Bauprojekte, Digitalisierung, Kostendruck, Medical Device Regulation (MDR) und die Revision des Heilmittelgesetzes – das sind gemäss Christian Offergeld die Game-Changer, die die Neuausrichtung stark beschleunigt haben.   

Konkret resultierten daraus beispielsweise eine durchgängige Versorgungskette, Digitalisierung durch Scannen,  ein zentraler Wareneingang mit Qualitätsprüfung und der Aufbau eines Retourenmanagements. Und nicht zuletzt auch die Einführung von Kennzahlen, denn was man nicht messen kann, könne man nicht lenken.

Rückblick und Ausblick

Die im November 2018 im Rahmen der CPO-Agenda gewählten Themen (Smart Purchasing Marketing, Kulturelle Transformation) wurden anlässlich zweier Workshops (Procurement-Experts-Anlässe) erfolgreich bearbeitet. Kaum eines der teilnehmenden Unternehmen hat diese Themen schon abgeschlossen. 

Die Feedbacks der teilnehmenden CPO vermitteln aber den Eindruck, dass viele gute Ideen vorhanden sind. Diese Ideen sollten, so der Grundtenor, mit noch grösserer Konsequenz, Kreativität und mit noch etwas mehr Selbstvertrauen umgesetzt werden. 

Die Topthemen 2020 auf der Agenda der CPO 

In einem Brainstorming wurden die Topthemen, die 2020 auf der Agenda der CPO stehen, klassiert, diskutiert und zur Abstimmung gebracht.
Die Digitalisierung der strategischen und operativen Beschaffungsprozesse hat Priorität. Denn dadurch lassen sich erhebliche Prozess- und Materialkostenersparnisse erzielen. Gerade E-Procurement, E-Invoicing, E-Sourcing und SRM-Software bieten hier vielfältige Möglichkeiten, sich gut zu positionieren. Die ersten Schritte sind bei den meisten Teilnehmenden geplant oder bereits umgesetzt sowie die nächsten Etappen bereits anvisiert. 

Oft fehlt es aber noch an einer Digitalisierungs-Roadmap, denn die richtigen Tools in der richtigen Reihenfolge sind matchentscheidend. Organisationsformen der Zukunft sind das zweite Topthema, denn sie haben auch auf die Beschaffungsorganisation einen grossen Einfluss. Die neuen Organisationsformen unterscheiden sich grundlegend von den aktuellen. 

Das Berufsbild des strategischen, taktischen und operativen Einkäufers wandelt sich grundlegend und nachhaltig. Neben der Kompetenzentwicklung der Mitarbeitenden nehmen auch die Anforderungen an die Rekrutierung der geeigneten Fachexperten und Führungspersonen zu. Die Flexibilisierung der Kapazitäten und Kompetenzen durch externe Firmen und Personalverleih gewinnt zudem an Bedeutung. 

David Schertenleib

Der Managing Director der Procurement Partner AG ist ein erfahrener Beschaffungsexperte. Er verfügt über langjährige Erfahrung in führenden Einkaufsfunktionen. Zudem engagiert sich David Schertenleib als Prüfungsexperte bei procure.ch.
 

Andreas Kyburz

Der Betriebsökonom HWV ist Geschäftsführer von procure.ch. Davor war er 20 Jahre in leitender Funk­tion im Detailhandel tätig.