Interview mit Nadia Gartmann

Interview mit Nadia Gartmann

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Im Interview mit Nadia Gartmann werden die zentralen Aufgaben eines Trade Control Manager beleuchtet. Ausserdem wird aufgezeigt, wie wichtig kontinuierliche Weiterbildung für Aussenhandelsfachkräfte ist, um den sich ständig ändernden Anforderungen gerecht zu werden.

Welche Themen begleiten dich in deiner täglichen Arbeit?

Als Trade Control Manager in einem Industrieunternehmen stelle ich sicher, dass sowohl die gesetzlichen als auch die firmeninternen Anforderungen in Bezug auf die Exportkontrolle und das Sanktionsrecht jederzeit eingehalten werden. Dies umfasst das Screening aller im Geschäftsfall involvierten Geschäftspartner anhand der aktuellsten Sanktionslisten sowie die Prüfung, ob gegen die involvierten Länder Sanktionsmassnahmen bestehen. Zudem koordiniere ich, dass unsere Güter gemäss den aktuellen Güterlisten klassifiziert sind. Bestehen Bewilligungspflichten, beantrage ich diese entsprechend und stelle eine konforme Exportdokumentation sicher. Weiter prüfe ich gemeinsam mit dem R&D und Engineering Neuentwicklungen im Bereich der Güter, Technologie und Software, um allfällige Auswirkungen durch Exportkontrollen frühzeitig zu identifizieren, und leite die notwendigen Schritte ein.

Was hat dich dazu bewogen, dich als Lerncoach zu engagieren?

Meiner Meinung nach hat sich das Knowhow im Bereich der Exportkontrolle in den letzten Jahren deutlich verbessert. Dennoch sehe ich immer noch einen Schulungsbedarf in der Schweiz. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung in diesem Bereich möchte ich mein Fachwissen sowie Beispiele, wie man Exportkontrolle praktisch im Unternehmen umsetzen kann, gerne weitergeben. Und natürlich gefällt mir der Austausch mit den Lehrgangsteilnehmenden sehr.

Wie schätzt du den Wert von ausgebildeten Aussenhandelsfachkräften in der Wirtschaft ein? Wo siehst du ihre Stärken?

Mitarbeitende in Aussenhandelsfunktionen benötigen ein enorm breites Fachwissen. Für grenzüberschreitende Transaktionen müssen sehr viele Gesetze und Vorschriften berücksichtigt werden. Es geht um Zoll, Ursprung, Präferenzen, Steuern, Gefahrengut, Exportkontrollen, Sanktionen, Lizenzen und vieles mehr. Viele Unternehmen haben erkannt, dass gut ausgebildete Fachkräfte einen echten Mehrwert darstellen können. Prozessoptimierungen führen zu Effizienzsteigerung und Kostensenkungen, während die Einhaltung von Gesetzen den Betrieb sowie die Mitarbeitenden schützt. Was aber klar sein muss: Aussenhandelsthemen lassen sich nicht mit einem Kurs abdecken. Angesichts der sich stetig ändernden Gesetze und Vorgaben ist es zwingend notwendig, dass sich Aussenhandelsfachkräfte permanent weiterbilden.

Was siehst du als grösste Herausforderung im Bereich Einkauf?

Die Einkaufstrategien müssen mit den entsprechenden Gesetzgebungen und Regeln des internationalen Handels abgeglichen werden. Es kann von zentraler Bedeutung sein, wo was eingekauft wird, um später beim Verkauf oder beim Export keine Nachteile zu riskieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Einkauf und den Aussenhandelsfachkräften ist wichtig, um rechtliche Risiken zu minimieren.

Nadia Gartmann

Nadia Gartmann ist Lerncoach bei procure.ch / HFA im Bereich Exportkontrolle (seit 2021) und Local Trade Control Manager bei der Firma Oerlikon Surface Solutions AG.

nadia.gartmann@ aussenwirtschaft.biz