Internationale Beschaffungsstrategien: Das Konzept Green Hospital
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Das Konzept Green Hospital
Unter dem Begriff «Green Hospital» werden alle Perspektiven der Nachhaltigkeit vereint. Neben der Ökologie werden demnach auch die Ökonomie und das Soziale adressiert. Dies zeigt sich auch in den Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen. Die Kernfunktionen eines Krankenhauses – Krankenbehandlung und Gesundheitsförderung – entsprechen hierbei bereits einem dieser Ziele (Nr. 3). Durch die Vielzahl an Wechselwirkungen stellt die Nachhaltigkeit kein separates Konzept, sondern eher eine Erweiterung bestehender Konzepte mit dem Ziel der interdisziplinären und kontinuierlichen Verbesserung des Krankenhausbetriebs dar.
Im Rahmen des Forschungsprojekts «Green Hospital – Ressourceneffizienz in Schweizer Spitälern» wurden die Umweltpotenziale des Gesundheitswesens erstmals näher analysiert. Es wurden über eine Ökobilanz umweltrelevante Prozesse und Bereiche im Krankenhaus identifiziert, Prozesspotentiale und Best-Practices ermittelt sowie eine Effizienzanalyse für die Schweiz durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen beispielsweise, dass 70% der gesamten Umweltbelastungen aus den Bereichen Infrastruktur, Verpflegung, Wärmeproduktion sowie die Versorgung mit Hauswirtschaftsprodukten und medizinischem Verbrauchsmaterial stammen. Gleichzeitig offenbarte die Effizienzanalyse, dass die Hälfte der Schweizer Spitäler ihre Umweltbelastungen – bei gleichbleibender Gesundheitsversorgung – um 50% reduzieren könnten. (Nationales Forschungsprogramm «Nachhaltige Wirtschaft» NFP 73 - Schweizer Nationalfonds [SNF], 2022)
Prozessorientierte Analyse der Nachhaltigkeit
Eine prozessorientierte Analyse der Nachhaltigkeit im Krankenhaus untersucht die verschiedenen Betriebsabläufe hinsichtlich der Potenziale zur Steigerung der Nachhaltigkeit und erarbeitet Empfehlungen für nachhaltigere Prozesse. Optimierungspotenziale in den Versorgungsprozessen können beispielsweise in den folgenden Bereichen wie folgt aussehen:
- Apothekenversorgung: Einführung einer Unit-Dose-Versorgung zur patientenindividuellen Arzneimittelverabreichung, die die Patientensicherheit erhöht und den Arzneimittelverfall reduziert.
- Materiallagerung: Einführung einer Modulschrankversorgung zur Reduktion von Kapitalbindungskosten, Verbesserung der Versorgungssicherheit und Reduktion von Abfällen durch digitale Bestellprozesse.
- Wäscheversorgung: Digitalisierung und Automatisierung der Wäschebestellung zur Entlastung des Pflegepersonals und Reduktion von Überbevorratung und Wiederaufbereitungen.
- Speisenversorgung: Elektronische Erfassung der Speisenwünsche zur Reduktion von Lebensmittelabfällen und Verbesserung der Speisenqualität für Patienten.
Fazit
Das Green-Hospital-Konzept bietet ein umfassendes Managementsystem zur nachhaltigen
Ausrichtung von Krankenhäusern. Durch eine ganzheitliche Betrachtung und organisatorische Restrukturierung von Betriebsabläufen können kurz- bis mittelfristig wesentliche Beiträge zur Nachhaltigkeit geleistet sowie Emissionen und Ressourceneinsätze reduziert werden.
Literaturverzeichnis: Nationales Forschungsprogramm «Nachhaltige Wirtschaft» NFP 73 – Schweizer Nationalfonds SNF (Dezember 2022). Von https://nfp73.ch/download/46/221212_SNF_NFP73_PB_Stucki_DE.pdf?inline=true

Andrea Raida arbeitet seit 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik. Ihre Arbeitsgebiete umfassen die Krankenhauslogistik und das Green Hospital.